Die Corona-Krise stellt uns Unternehmer vor große Probleme. Herausforderungen möchte ich an dieser Stelle bewusst nicht schreiben. Ein Berufsverbot für einzelne Berufsgruppen gab es so noch nie in der Geschichte unseres Landes – auch wenn es in dieser Situation absolut notwendig ist. Viele Gastronomen, Hoteliers, Frisöre und Handwerker sind existentiell bedroht. Ihre Dienstleitungen wurden quasi über Nacht verboten. Gerade junge Unternehmen haben damit ein Problem, da sie oft über kein finanzielles Polster verfügen. Da können vier oder mehr Wochen ohne Einnahmen das Aus für’s Geschäft bedeuten.

Was tun? Wo führt uns die Corona-Krise hin?

Zunächst einmal muss man fairerweise zugeben, dass jede Krise eine Art Katalysator ist. Kleine und schwache Unternehmen mit wenig Liquidität stehen rasch vor der Pleite. Will heißen: Wer auf ein antiquiertes Geschäftsmodell gesetzt hat und sich gerade so über Wasser halten konnte, für den ist die Krise ein riesen Problem. Denn wer schon vor der Krise finanziell schlecht da stand, dem wird die Bank jetzt vermutlich auch kein weiteres Darlehen gewähren.

Auch gesunde Unternehmen stehen vor einer echten Herausforderung. Vor allem die Kleinen von uns kostet es wertvolle Zeit, sich durch den Antragswust für finanzielle Hilfen oder KfW-Kredite zu kämpfen. Oft vergehen hier wertvolle Tage, in denen man sich zu wenig um Auswege kümmert und clevere Ideen für sein Business sucht. Da hat der gesunde Mittelstand und die Konzern-Oberliga einen klaren Vorteil: Hier kümmern sich ganze Teams und Beraterstäbe um die optimale Ausnutzung aller Fördermöglichkeiten und Optionen in der Krise.

Vielleicht nehmen wir alle erst einmal einen Gedanken mit: Es ist gar nicht so blöd oder altmodisch, sich einen Notgroschen für schlechte Zeiten zurück zu legen. Unbeachtet von niedrigen Zinssätzen und wenn das die Geschäftslage eben zulässt. Solides Wirtschaften hat noch niemandem geschadet. Auf Pump leben ist langfristig nie eine gute Idee.

Der beste Zeitpunkt um über sein Leben nachzudenken

Gestatten Sie einen kurzen Exkurs. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, sich grundlegende Fragen zu stellen:

  • Wie will ich leben?
  • Was will ich machen?
  • Wo will ich leben?
  • Mit wem will ich leben?
  • Mit wem will ich zusammenarbeiten? (Don’t work with A**holes)
  • Passt meine Berufstätigkeit / mein Unternehmen überhaupt zu mir?

Wenn diese grundlegenden Dinge geklärt sind, können Sie damit anfangen, Ihr Business auf Vordermann zu bringen.

Von vielen Kleinunternehmern und pfiffigen Geschäftsleuten kann man gerade eine ganze Menge lernen: Sie haben die Situation richtig eingeschätzt und frühzeitig reagiert.

Seien Sie kreativ! Wie können Sie Ihre Zielgruppe in der Krise erreichen?

Wer sich neben dem stationären Handel noch kein zweites Bein im Online-Handel aufgebaut hat, könnte es jetzt tun. Oder hat es schon getan. Versand-Dienste und Onlineshopping haben während Ausgangsbeschränkungen Hochkonjunktur. Das beste Beispiel ist wohl Amazon. Für kluges Handeln in der Krise sind auch Unternehmern wie Trigema ein gutes Vorbild. Deren Inhaber (!) Wolfang Grupp ist ohne mit der Wimper zu zucken als einer der Ersten von der klassischen Textilproduktion auf das Herstellen von Masken umgeschwenkt. Das ist clever. Vor allem hat Herr Grupp die Gunst der Stunde genutzt und diesen Schachzug pr-technisch optimal vermarktet.

Oder ein Freund von mir: Eigentlich vertreibt er spezielle Werkzeuge für Maschinen im medizinischen Bereich. Er hat gute Kontakte nach China. Was macht er? Er organisiert über seinen Kontakt, der ihn seit Jahren kennt, ordentliche FFP2-Masken. Die bietet er jetzt in Hunderter-Packs zu einem fairen Preis mit einem seriös kalkulierten Aufschlag an ohne dabei unverschämt zu sein. Clever, oder?  Das sollten wir alle sein.

Fragen Sie sich folgende Dinge:

  • Was braucht der Markt aktuell?
  • Wie kann ich das für mich nutzen?
  • Bin ich online ausreichend präsent?
  • Nutze ich alle Werbekanäle?
  • Wer in meinem Netzwerk kann mir helfen?
  • Wie ziehe ich einen Nutzen aus der aktuellen Situation?

Jetzt ist der beste Augenblick, um sein Geschäftsmodell zu optimieren und sich für die Zeit nach der Krise zu wappnen.

So kann man überleben. Oder auch ganz neue Geschäftsfelder aufbauen. Nicht zu vergessen: Auf jede Krise folge ein Aufschwung. Das war schon immer so. Spätestens in einem Jahr haben wir einen Impfstoff. Und vermutlich gibt es schon in absehbarer Zeit Lockerungen der Ausgangssperre, die eine Basis-Geschäftstätigkeit möglich machen.

Wer nach der Corona-Pandemie am Markt ist, wird sich mit einer großen Nachfrage konfrontiert sehen. Daher gilt es, sich jetzt zu überlegen:

  • Was brauchen die Menschen nach der Krise?
  • Wie hebe ich mich vom Wettbewerb ab?
  • Habe ich genügend Kapazitäten?
  • Wie kann ich diese kurzfristig aufstocken?
  • Welche Marketingaktivitäten sollte ich nutzen?
  • Wie gut erreiche ich meine Wunsch-Zielgruppe
  • Wie kann ich diese Zielgruppe besser erreichen

Und wie sieht es mit Ihrer Unternehmensdarstellung aus?

Jetzt haben Sie Zeit für den Relaunch von Corporate Design und Website. Druckereien bieten Sonderrabatte. Warum nicht jetzt neues Briefpapier drucken? Oder stylische Visitenkarten. Wie sieht es mit der Firmenbeschilderung aus? Und online?! Haben Sie eine Online-Kampagne? Nutzen Sie Google Ads? Was ist mit Brancheneinträgen? Oder meiner Online-Reputation? Will ich  mehr in sozialen Medien vertreten sein? Macht das für mich überhaupt Sinn?

Nutzen Sie die Zeit für offene Baustellen!

Sie haben die Möglichkeit, sich jetzt für den Aufschwung zu rüsten. Das gilt vor allem auch für Hoteliers, Frisöre, Restaurants, Podologen und Nagelstudios. Wer gerade von seinem Ersparten und den knappen Finanzhilfen leben muss, der sollte die geschäftsfreie Zeit nutzen. Statt Netflix, Garten umgraben & Co. kann ich in Ruhe mein Business überdenken:

  • Was kann ich besser machen?
  • Wie arbeite ich effizienter?
  • Welche Prozesse will ich optimieren?
  • Sollte ich mein Angebot ausbauen?

Diese Liste könnten wir hier gemeinsam beliebig fortsetzen. Eigentlich sollten Sie das tun. Jetzt gleich!

Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein paar sinnvolle Denkanstöße geben. Bedenken Sie aber stets, dass Sie selbst Ihre aktuelle Lage am besten einschätzen können und Sie selbst für sich verantwortlich sind. Das gilt vor allem auch für Entscheidungen und deren Konsequenzen.

Kommen Sie gut durch die Krise. Es geht wieder bergauf – irgendwann. Nutzen Sie die Zeit!

Herzlichst
Stefan Thönes